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„Wir müssen uns jetzt auf die Zukunft einstellen“

Ab Mittwoch tritt die Landessynode der EKBO zu ihrer Herbsttagung zusammen. Eines der großen Themen: das Klimaschutzgesetz.

Herbsttagung Landessynode Umweltgesetz
Wärme genau da, wo sie gebraucht wird: In der Lindenkirche in Berlin-Wilmersdorf werden in einem Pilotprojekt alternative Heizformen, etwa beheizbare Sitzkissen, getestet. Foto: Lindenkirchengemeinde Wilmersdorf

Von Friederike Höhn

Neben der Diskussion und der Verabschiedung eines gekürzten Nachtragshaushaltes für 2020 wird wohl vor allem der Vorschlag für ein Klimaschutzgesetz der Landeskirche bei der kommenden Herbstsynode für reichlich Debattenstoff sorgen. Der Gesetzesauftrag vom Herbst 2019 war umfassend, im vorliegenden Entwurf werden allerdings zunächst allein für den Bereich Immobilien und Energie Vorschläge zur Umsetzung gemacht – der 80 Prozent des CO²-Ausstoßes unserer Landeskirche ausmacht. „Mehr wäre in dieser Zeit nicht zu schaffen gewesen“, erklärt Hans-Georg Baaske, Leiter des Umweltbüros der EKBO, der das Gesetz gemeinsam mit Martin Richter von der Rechtsabteilung des Konsistoriums federführend ausgearbeitet hat. Als nächste Schritte sind geplant, die Bereiche Mobilität und Beschaffung sowie Umweltschutz und Landwirtschaft zu bearbeiten. 

Schon im Vorfeld wurde viel über das Gesetz gesprochen. Neben Kirchenleitung und mehreren Synodal­ausschüsse wurden die Kirchlichen Verwaltungsämter, der Gesamtephorenkonvent und die Gemeindekirchenräte miteinbezogen. „Wichtige Ideen zur Durchführung sind in den Entwurf eingeflossen“, sagt Baaske. 

Der Entwurf sieht insbesondere die Einrichtung von Klimafonds auf Ebene der Kirchenkreise vor, aus denen Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Kirchen und Gemeindegebäuden finanziert werden sollen. Gefüllt werden diese Töpfe über eine Abgabe für CO²-Äquivalente (CO2e), die von den Kirchengemeinden, nach den jeweiligen Emissionen der eigenen Gebäude ab 2023 in die Fonds bezahlt werden sollen. Pro Tonne ausgestoßenen CO2e sieht die Vorlage 125 Euro vor. 

Der Entwurf wird für Diskussion über den finanziellen Ausgleich, das Solidarprinzip und gerechte Verteilung sorgen, prognostiziert der Umweltbeauftragte. „Das Klimaschutzgesetz verstärkt die notwendige Debatte, die wir schon seit Jahrzehnten führen: Wir müssen uns jetzt auf die Zukunft einstellen. In Zukunft werden die Gemeinden kleiner und haben weniger finanzielle Möglichkeiten. Darum müssen wir jetzt auch unsere Gebäude klimagerecht vorbereiten.“ Den Prozess verfolgen andere Landeskirchen ganz genau. In der Nordkirche gibt es bereits ein Klimaschutzgesetz. Andere Landeskirchen, etwa die badische, überlegen ähnliche Schritte.

Angesichts schrumpfender Gemeinden und sinkender Einnahmen ist eine energetische Sanierung von Gebäuden für Hans-Georg Baaske auch eine Investition in die Kirche der Zukunft. Es könnte aber auch bedeuten, dass Kirchen und andere gemeindlich genutzte Gebäude aufgegeben werden müssen, wenn die Kosten für eine Sanierung nicht im Verhältnis zu deren Nutzung stehen und dringend benötigtes Geld für die Gemeindearbeit überdurchschnittlich binden. Baaske macht kein Hehl daraus: „Das Gesetz wird Geld kosten und Personal benötigen. Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif.“

Das Gesetz sieht zudem vor, die Landeskirche bis 2050 klimaneutral zu machen. Das geht über die bisherige Zielvorgaben von 85 Prozent und auch über die Klimaschutzziele der Bundesregierung hinaus. „Aber wenn wir den Klimaschutz und unsere Verantwortung in der Gesellschaft ernstnehmen, geht es nicht anders“, sagt Baaske. Das bisherige Ziel im Konzept sei die unterste Schmerzgrenze gewesen.

Eine Idee: Sitzkissen statt Zentralheizung

Doch seien die Einsparpotenziale auf lange Sicht gerechnet „gigantisch“. Manche Kirchengemeinden haben sich schon auf den richtigen Weg gemacht und werden wenig in den Fonds einzahlen müssen – etwa die Lindenkirchengemeinde in Berlin-Wilmersdorf. Sie hat im Rahmen eines Pilotprojektes gemeinsam mit dem Umweltbüro und unterstützt mit Mitteln aus dem Kirchenkreis sowie der Textilfirma Jahn GmbH ihr komplettes Heizsystem in der Kirche umgestellt. „Ursprünglich wollten wir die Decke isolieren und wandten uns daher an das Umweltbüro“, berichtet Silvia Funk, die das Projekt als GKR-Vorsitzende begleitet hat. „Von dort kam die Idee mit den Heizkissen.“ Diese liegen jetzt orangefarben auf den Kirchenbänken. Eine Zentralheizung, die dauerhaft oder zumindest vor und während Gottesdiensten und Veranstaltungen laufen muss, gibt es nicht mehr. Jeder Platz – besser gesagt: jede Person in der Kirche – wird individuell gewärmt. Im Altarraum und im Bereich des Kirchencafés gibt es Heizstellwände, beheizte Teppiche und Deckenelemente. Neben den Sitzbankkissen gibt es auch 50 individuelle Heizkissen mit Akku, etwa für Orchestermusiker*innen.

Durch Infrarot- und Niedrigstromtechnik sind die Stromkosten gering. Pro Gottesdienst werden etwa zehn Euro fällig, rechnet Funk vor – ein Bruchteil der vorherigen Kosten. Und da die Gemeinde auf Ökostrom umgestiegen ist, müsste sie dem Entwurf des Klimaschutzgesetzes folgend für die Kirche auch keine CO2e-Umlage zahlen – für andere Gebäude im Gemeindebesitz allerdings schon.

„Unser größter Vorbehalt ist, dass die Füße kalt werden könnten“, sagt die GKR-Vorsitzende. Die Testphase mit den Heizkissen hat gerade begonnen und wird von einer Befragung begleitet. Gemeinden und Einrichtungen, die sich das System anschauen und vorführen lassen wollen, sind herzlich willkommen.

Interessierte können sich im Gemeindebüro melden, Telefon: (030)8279220,
E-Mail: buero(at)lindenkirche.de. Nach dem Gottesdienst am 1. November um 10 Uhr werden auch Mitarbeitende der Jahn GmbH & Co. KG anwesend sein, die die Heizkissen entworfen hat.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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