Uwe Baumann zur Alttestamentlichen Lesung
Ach, ich weiß nicht – was dem Volk Mose vorgeworfen wird, ist von unserem Alltag zügig überholt worden. Dem goldenen Kalb von einst sind lange schon dutzende funkelnde Ketten entwachsen, an denen wir hängen und ziehen und zerren, als gäbe es kein Morgen. Wir haben zwar gelernt, die „Halsstarrigkeit“ des biblischen Volkes in unserer Zeit blendend zu kaschieren. Weil wir aber mit vollem Mund nicht so gut sprechen können, fällt uns vielleicht nicht auf, dass weltweit über 150 Millionen Kinder ausgebeu- tet werden und weitere 40 Millionen Menschen in „moderner“ Sklaverei leben. Die meisten davon Mädchen und Frauen. Dafür, dass wir billig kaufen und konsumieren können und es „schön“ haben.
In Glaubensdingen besitzen wir die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege – noch immer jagen Menschen göttlichen Beweisen und Gegenbeweisen hinterher. Sinnlos freilich. Und streiten in gegenseitiger Verachtung, warum Gott nicht nur Gutes, sondern auch alles Übel in der Welt zulässt.
Mose führte sein Volk mit Gottes Hilfe aus der Sklaverei. Einem großen Teil der Menschheit ist das bis heute nicht gelungen. Auch, weil wir das zwar mit Worten wollen, nicht aber in letzter Konsequenz. Komfort ist besser als Veränderung. Die aber wird kommen, ob wir wollen oder nicht. „Ich höre Geschrei, wie beim Tanz“, klagte Mose einst wütend, als sich sein Volk von Gott abwandte. Ja doch, vom Tanz auf dem Vulkan ...