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Wir trinken auf das Leben

Ab Januar beginnt die Kampagne #beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst mit Plakaten und Begleitprogramm zu dem, was Jüd*innen und Christ*innen im Glauben verbindet. Am 11. November geht’s los mit einem Kick-off. Ein Interview mit Ideengeber und Mitinitiator Pfarrer Ulrich Kastner

jüdisch-christlich Kampagne beziehungsweise

Herr Kastner, Sie gehören zu den Initiatoren, die die jüdisch-christliche Kampagne „beziehungsweise“ mit auf den Weg brachten, wie kamen Sie auf die Idee dafür?

Am Anfang stand die Ratlosigkeit: Was tun wir als Kirche angesichts der schrecklichen antisemitischen Übergriffe und Anschläge? In der Tat gab und gibt es schon lange diesbezüg­liche Initiativen auf institutioneller Ebene. Aber der Wunsch war, dass wir uns auch innerhalb der Gesellschaft klar erkennbar positionieren. Erst mit dem kleinen improvisierten Initiativ-Team haben wir dann die Idee und die Inhalte der Kampagne entwickelt. Dem Team gehören an: Amet Bick, Maria Coors, Marion Gardei, Aline Seel, Andreas Götze und Christian Staffa. Auch dem Medienentwickler Uwe Baumann verdankt die Kampagne viel. Hilfreich und ermutigend waren aber auch Gesprächspartner wie etwa Rabbiner Professor Andreas Nachama. 

Wen wollen Sie mit der Kampagne erreichen und was soll sie im ­besten Fall bewirken?

Die ökumenische Kampagne ist niederschwellig ausgerichtet und zielt auf eine breite Wahrnehmung in der Gesellschaft. Gleichzeitig soll sie auch Kirchenmitglieder anregen, sich selbst mit ihren eigenen Einstellungen und Vorurteilen zu beschäftigen. Inhaltlich geht es um die Wahrnehmung der einzigartigen jüdisch-christlichen Beziehung.  

Wie genau wird die Kampagne aussehen? 

Im Kern besteht sie aus 13 Plakatmotiven. Für die Monate von Januar 2021 bis Januar 2022 können diese Plakate in den jeweiligen Schaukästen der Gemeinden ausgehängt werden und so in die breite Öffentlichkeit der Gesellschaft wirken. Ausgehend vom Claim „jüdisch und christlich – näher als du denkst“, behandeln die Plakate die verschiedenen jüdischen und christlichen Feiertage – und heben das Verbindende hervor. Eines meiner liebsten Plakate ist für den Februar vor­gesehen: Purim und Fasching – wir trinken auf das Leben!   

Es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm zu den „Monatsblättern“. Die Gedächtniskirche plant eine Predigtreihe, die Kirchen­zeitung eine Artikelserie zu jedem Plakat. Was ist außerdem geplant?

Von Anfang an war eine Website geplant, die die markanten Slogans auf den Plakaten mit Hintergrundinformationen zu den Themen ergänzt. Durch den QR-Code auf den Plakaten, kann man diese Informationen abrufen. In den verschiedenen Landeskirchen haben sich um die Plakatserie eigene Projekte entwickelt, die daran anknüpfen. So wird es etwa ein religionspädagogisches Projekt geben, das Einheiten für den Religionsunterricht anbietet, die sich mit den Themen der einzelnen Plakate befassen. Es wird Podiumsveranstaltungen im kommenden Jahr mit jüdischen und christlichen Teilnehmern geben. Eine Veranstaltungsreihe wird dazu beitragen, ehemals jüdische Gebäude wieder mit religiösen Themen zu beleben. 

Selbstverständlich können nicht nur kirchliche Einrichtungen, sondern auch private Firmen oder Per­sonen daran teilnehmen und an der Share-Kampagne mitwirken.   

Inzwischen haben sich andere Landeskirchen und Bistümer dem Projekt angeschlossen. Hat Sie das große Echo überrascht?

In der kleinen Initiativ-Gruppe waren wir getragen von der Absicht, dass wir uns als Kirche insgesamt in der Gesellschaft positionieren müssen angesichts der antisemitischen Tendenzen. Dass die allmählich entstehende Kampagne so dankbar aufgegriffen werden würde, war damals nicht unbedingt abzusehen. Eine Kommen­tatorin sprach von einem „Kairos“. Vielleicht war es ein glücklicher Moment. 

Welchen Wunsch verbinden Sie persönlich mit der Kampagne? Was müsste passieren, damit Sie sagen, sie ist gelungen?

Es ist natürlich bewegend zu sehen, wie sehr die Kampagne Fahrt aufgenommen hat. Und das ist sehr ermutigend. Aber letztlich lebt sie davon, dass sich viele Menschen in den Gemeinden beteiligen und im Laufe des nächsten Jahres den Plakaten einen festen Platz im begrenzten Raum ihres Schaukastens einräumen. Das wäre die Bedingung für das Gelingen. Gelungen wäre sie dann, wenn sich Menschen – Christen, Juden, Muslime, Atheisten – davon ansprechen ließen und ins Gespräch miteinander kommen. Idealerweise würde die Kampagne einen Beitrag zur Selbstbesinnung und zu dem zivilgesellschaftlichen Miteinander anbieten. 

Zum Kick-off kann man an einem Livestream teilnehmen, was erwartet die Teilnehmenden dabei?

Die Kick-off-Veranstaltung am 11. November findet auch unter den der­zeitigen hygienischen Bedingungen statt. Anders als geplant, werden wir die Kampagne in der Parochial­kirche ohne Publikum mit Podiumsteilnehmern präsentieren. 

Ich freue mich auf die Begegnung mit Rabbiner Andreas Nachama, den Grünen-Politiker Volker Beck und Felix Klein, den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, die ausgewählte Plakate erläutern. Die ­Moderation liegt bei der Berliner Generalsuperintendentin und frühen Unterstützerin des Projektes, Ulrike Trautwein. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, wird ein Grußwort sprechen, allerdings per Einspielung, ebenso Bischof Ulrich Neymeyr von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Und von evangelischer Seite spricht der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm. 

Die Fragen stellte Sibylle Sterzik.

Ulrich Kastner ist Pfarrer der Kirchengemeinde Bohnsdorf-Grünau und stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Lichtenberg-Oberspree. 

Kampagnenstart und Livestream

Am 11. November um 12 Uhr findet zum Kampagnenstart eine Pressekonferenz in der ­Parochialkirche Berlin statt. Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein moderiert die Veranstaltung, die per Livestream über www.ekbo.de/livestream verfolgt werden kann. Podiumsgäste: Pfarrerin Marion Gardei, Pfarrer Ulrich Kastner, Pfarrer Andreas Goetze, Rabbiner Andreas Nachama, Volker Beck/Grüne und Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter Bundesregierung. Grußworte: Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, Bischof Ulrich Neymeyr, Mitglied der katholischen ­Deutschen Bischofskonferenz, Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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